Ein Freiwilliges Soziales Jahr im Hospiz
- Kloster-Hospiz

- 30. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

…für viele junge Menschen ist das zunächst nicht die erste Idee. Doch gerade diese Entscheidung kann ein Jahr voller Tiefe, besonderer Erfahrungen und menschlicher Begegnungen bedeuten. Wir haben mit unserer FSJlerin Fatemeh Akbari gesprochen, die genau das erleben durfte und nun nach einem Jahr Abschied nimmt.
Ein ganzes Jahr im Kloster-Hospiz liegt nun hinter dir. Wie war die Zeit insgesamt für dich?
Das Jahr hat mir unglaublich gefallen. Ich durfte in allen Bereichen mitarbeiten – in der Hauswirtschaft genauso wie in der Pflege. So konnte ich das Hospiz wirklich ganzheitlich kennenlernen. Das Team war sehr offen, hilfsbereit, hat mich herzlich aufgenommen und mich in allem unterstützt. Alle Bereiche, die ich kennenlernen durfte, haben mir gefallen – und alles, was ich gelernt habe, war sehr wertvoll.
Warum hast du dich damals für ein FSJ im Hospiz entschieden, Fatemeh? Es ist ja nicht gerade typisch, in einem Hospiz ein FSJ zu machen.
Es war eigentlich eine ziemlich spontane Entscheidung nach dem Abitur. Ich wusste, dass ich ein FSJ machen möchte – aber es sollte etwas Besonderes und Herausforderndes sein, eben nichts „Typisches“. Und da bin ich über eine gute Freundin auf das Hospiz gestoßen.
Und was waren deine Aufgaben?
Ich durfte in diesem Jahr hauptsächlich in den Bereichen der Pflege und Hauswirtschaft unterstützen. Ich habe also überall mitgeholfen, sei es nun bei der Körperpflege der Gäste, beim Zubereiten von Essen, beim Backen, beim Putzen der Zimmer, bei schönen Gesprächen mit den Gästen oder Angehörigen, aber auch bei Spielabenden und kleine Ausflüge in den Garten mit den Gästen.
Hattest du keine Angst vor einem FSJ im Hospiz – oder vielleicht sogar Berührungsängste im Umgang mit den Gästen?
Angst hatte ich nicht – vielleicht Respekt zu Beginn. Am Anfang dachte ich schon, dass das schwierig für mich werden könnte, weil körperliche Nähe zu Fremden im Alltag ansonsten auch nicht so oft vorkommt. Aber ehrlich gesagt, war das sehr schnell zweitrangig. Denn sobald man den Wunsch verspürt, die Atmosphäre für die Gäste schön zu gestalten und die letzten Lebenstage so angenehm wie möglich zu machen, tritt die eigene Unsicherheit automatisch in den Hintergrund.
Wie war denn dann deine erste Begegnung mit dem Tod?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich durch das Hospiz-Team wirklich gut durch diesen Prozess geleitet wurde. Meine Kolleginnen und Kollegen haben mich vorher wirklich gut vorbereitet. Ich wurde dann in der Situation nicht allein gelassen, sondern vom Team aufgefangen und „an die Hand genommen“. Ich habe schnell gelernt, den Tod nicht zu nah an mich ranzulassen und ihn nicht mit nach Hause zu nehmen. Meine Aufgabe war ja, die Menschen zu begleiten und ihnen eine gute Zeit zu ermöglichen – nicht mitzuleiden. Es ist zwar traurig, ja, aber es ist auch wichtig, eigene Grenzen zu setzen und den Schmerz nicht selbst zu übernehmen.
Gab es Momente in deinem FSJ, die dir besonders eindrücklich im Kopf geblieben sind?
Ja, auf jeden Fall. Einige Gäste, aber auch Begegnungen mit Angehörigen, werde ich nie vergessen. Es gab so viele besondere Situationen – manchmal haben wir zusammen gelacht, dann gab es wieder Momente voller Mitgefühl und Trauer. Schön war auch, an Weihnachten oder Ostern im Dienst zu sein – wir haben dann gemeinsam gebacken. Aber eigentlich war jeder Tag einzigartig für mich.
Wenn du das Jahr in drei Schlagworten beschreiben müsstest – welche wären das?
Mir fallen da direkt drei ein: Dankbarkeit – Wertschätzung – Herausforderungen.
Denn ich habe in diesem Jahr gelernt, dankbar für alles im Leben zu sein und nichts als selbstverständlich anzusehen. Ich habe verstanden, wie wertvoll es ist, füreinander da zu sein, weil wir alle vergänglich sind und wie wichtig es ist, den Gegenüber wertzuschätzen. Und ich habe gemerkt, wie ich Herausforderungen meistern kann, auch psychisch. Das hat mich weitergebracht.
Würdest du dich wieder für ein FSJ im Hospiz entscheiden?
Ja, definitiv. Ich bin in diesem Jahr sehr gewachsen und dafür bin ich unendlich dankbar. Und gleichzeitig habe ich dadurch gelernt, für mein eigenes Leben dankbar zu sein. Man kann gegen vieles im Leben etwas tun, aber Krankheit und Tod gehören zum Menschsein einfach dazu.
Das klingt nach einem wirklich schönen Jahr. Wie geht es für dich denn nach dem FSJ weiter?
Ich werde erst mal verschiedene Praktika und Minijobs machen, um herauszufinden, in welche berufliche Richtung ich nun wirklich gehen möchte. Ich möchte einfach noch einiges ausprobieren.
Möchtest du abschließend noch etwas an das Team und an das Hospiz insgesamt sagen?
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie herzlich ich aufgenommen wurde – vom Hauptamt, aber auch vom Ehrenamt. Das ganze Team hat mich an die Hand genommen, mich mitgetragen, mir Vertrauen geschenkt. Ich durfte so vieles lernen in meinem Jahr im Hospiz. Dafür bin ich so dankbar.
Ich wünsche dem Hospiz, dass es nie die Sensibilität gegenüber den Menschen hier verliert, denn das ist das Wichtigste. Aber: Ihr macht das großartig!
Dein persönliches Fazit zum Schluss?
Es war ein Privileg, hier sein zu dürfen. Danke!






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