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Weihnachtsbeleuchtung

Neulich auf der Hängebrücke


Gleich unterhalb des Kloster-Hospizes spannt sich eine Hängebrücke über den Josefsbach. „Zur Freude der Kinder“ steht auf einem kleinen Schild am Brückenkopf und tatsächlich: Je nach Charakter und Tagesform sieht man sie vorsichtig staksend oder wild hüpfend sich bewegen auf der schmalen Holz-Drahtseilkonstruktion. Als wir, fünfzehn deutlich erwachsene Hospizler*innen kamen und über den Bach wollten, machten sie freundlich den Weg frei – nur um gleich hinter uns wieder die Brücke zu stürmen. Je nach Charakter, vorsichtig staksend oder wild hüpfend.

Wir also rüber. Im Gänsemarsch, anders geht es gar nicht. Genau wie die Kinder je nach Charakter und Tagesform mehr oder weniger vorsichtig, mehr oder weniger wild. Geht gar nicht anders, wenn der Boden unter den Füßen schwankt. Achtsam setzten wir Schritt vor Schritt. Manche probierten dies und das aus. Manche hielten sich mit beiden Händen an den Geländern fest. Manche kicherten. Andere gingen schweigend und konzentriert. Ein paar fingen an zu hüpfen, ein paar kreischten.

So war das. Man spürte das Wackeln, das die eigenen Schritte auslösten. Man spürte das Wackeln der anderen. Das Wackeln des einen schwächte das Wackeln der anderen ab. Oder schaukelte sich auf, beides war möglich.


Im Hospiz ist ja schwankender Grund unter den Füßen der Normalzustand. Wenn die Endlichkeit und der Tod so konkret werden wie hier, dann fängt der Boden an zu schwanken und Unsicherheit macht sich breit und bei vielen Menschen auch große Angst. In diesem Jahr allerdings scheint der schwankende Grund unter den Füßen die ganze Welt ergriffen zu haben: Klimawandel, Krieg, Teuerung, Corona – kein Mensch weiß, wie das alles noch weitergehen soll. Wir setzen achtsam Schritt für Schritt. Manche probieren was aus, manche halten sich mit beiden Händen am Geländer fest und stellen fest: Das Geländer wackelt auch.


Und jetzt auch noch Advent und Weihnachten! Wo sich die meisten eigentlich wünschen, es könnte wie immer sein. Wo fast alle spüren: Wie immer wird’s nicht, nicht in diesem Jahr und vielleicht gar nie mehr.


Ich wünsche Ihnen und ich wünsche mir, dass wir das können in der Advents- und Weihnachtszeit und in den rauhen, langen Nächten: Achtsam Schritt um Schritt gehen. Vielleicht mal was probieren, was wir noch nie probiert haben. Anerkennen, dass der Boden wackelt. Annehmen, dass es anders wird. Wer weiß, vielleicht ist der eine oder andere Hüpfer drin?! Die ein oder andere ganz neue Erfahrung?! Wer weiß, vielleicht wird es tatsächlich schön – anders halt, aber trotzdem schön?! Wer weiß, vielleicht können wir von den Kindern was lernen über Mut und Lebensfreude auf schwankendem Grund?!

Das wünscht uns allen von Herzen


Renate Schweizer

Ehrenamtskoordinatorin



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